Wirksame Vorbeugung ist möglich – Empfehlungen

0-12 Monate 19.02.2023

Mit diesen Maßnahmen zur Vorbeugung des Plötzlichen Kinds- oder Säuglingstodes können Sie Ihr Babys schützen.

Baby schläft im Gitterbett
© Corbis Images

So mag es Ihr Baby und schläft am sichersten

Dank der aktuellen Empfehlungen sind in Deutschland die Fälle des Plötzlichen Säuglingstodes (Kindstodes) um nahezu 80 Prozent zurückgegangen. Doch noch immer sterben in Deutschland unerwartet und ohne erkennbaren Grund zuvor gesunde Babys.

Aufgrund zahlreicher Untersuchungen und der Erfahrung in anderen europäischen Ländern gehen Fachleute davon aus, dass annähernd 90 Prozent dieser Todesfälle verhindert werden können, wenn Eltern einige einfache Vorbeugemaßnahmen beachten.

Schlafen immer in Rückenlage

Legen Sie Ihr Baby im ersten Lebensjahr zum Schlafen grundsätzlich auf den Rücken, nie auf den Bauch. Auch die Seitenlage wird nicht empfohlen, da das Baby beim Schlafen leicht auf den Bauch rollen kann. Wenn Ihr Kind nur in Bauchlage einschlafen kann, drehen Sie es nach dem Einschlafen auf dem Rücken und versuchen Sie in Abständen, ob es nicht doch auf dem Rücken einschlafen kann. Wenn Ihr Baby zum Beispiel in der Autoschale einschläft, legen Sie es in Rückenlage auf eine geeignete Unterlage, sobald Sie nicht mehr Auto fahren.

Wenn das Baby wach ist, sollten Sie es regelmäßig auf den Bauch legen, damit es seine Rückenmuskulatur „trainieren“ kann und der Hinterkopf nicht abflacht (Vermeidung einer Schädelasymmetrie). Aber behalten Sie es dabei im Auge, damit es nicht in dieser Position einschläft.

Im Schlafsack und ohne zusätzliche Decke

Damit der Kopf Ihres Babys durch nichts bedeckt werden kann, was seine Atmung behindern oder eine Überwärmung verursachen kann, verwenden Sie besser einen Schlafsack als eine Decke. Aber achten Sie darauf, dass der Halsumfang nicht größer ist als der Kopf des Kindes, damit es nicht hineinrutschen kann. Die richtige Länge des Schlafsacks berechnet sich aus der Körpergröße minus der Kopflänge des Kindes plus zehn bis 15 cm zum Wachsen und Strampeln. Der Schlafsack sollte auch nicht zu breit sein, damit sich das Kind nicht darin verwickelt.

Wenn Sie dennoch eine Decke bevorzugen, sollte diese leicht sein und das Baby nur bis zur Brust bedecken. Legen Sie Ihr Baby so in sein Bettchen, dass die Füße gegen das Fußende stoßen, so dass es nicht unter die Decke rutschen kann.

Zum Schlafen sollten Sie Ihr Kind nicht fest wickeln oder pucken. Insbesondere nicht ab dem 6. Lebensmonat, da es sich nun auf den Bauch drehen kann und das Risiko für einen Plötzlichen Kindstod steigt.

Richtig gebettet im Elternschlafzimmer

Im ersten Lebensjahr sollte das Babybett im Elternschlafzimmer aufgestellt werden, denn die gleichmäßigen Atemgeräusche der Eltern haben einen positiven Einfluss auf die Atemregulation des Babys. Gleichzeitig erleichtert die Nähe des Babys Müttern das nächtliche Stillen. Und so können die Eltern auch Unregelmäßigkeiten bei der Atmung des Babys bemerken.

Gut zu wissen: Im Handel erhältliche Beobachtungsgeräte wie zum Beispiel spezielle Matratzen und Schlafunterlagen senken nicht das Risiko für einen plötzlichen Säuglingstod und werden ausdrücklich nicht empfohlen.

Das Bettchen sollte dabei eher „karg“ ausgestattet sein:

  • mit möglichst fester, luftdurchlässiger Kindermatratze, die sich nicht eindrücken lässt und eben liegt,
  • ohne Kopfkissen,
  • ohne Fellunterlagen,
  • ohne weiche Umpolsterungen (Nestchen),
  • ohne Kuscheltiere, die die Atemwege verschließen könnten, oder kleine Teile, die verschluckt oder in die Atemwege gelangen könnten.

Manche Eltern möchten ihr Baby auch nachts ganz nah bei sich haben und mit ihm das Familienbett teilen. Stillenden Müttern bietet sich das gemeinsame Bett an, da es das Stillen erleichtern kann, welches für das kindliche Wohlbefinden wichtig ist. Andererseits deuten verschiedene Studien darauf hin, dass mit dem Schlafen im Familienbett ein erhöhtes SIDS-Risiko verbunden ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Elternteil oder beide Raucher sind. Auch wenn das Baby Flaschennahrung erhält, ist es besser im eigenen Bettchen neben dem Elternbett aufgehoben.

Nicht zu warm

Babys mögen es lieber kühl. Auch aus diesem Grund sollten Sie auf Kopfkissen, Federbetten, Nestchen oder Felle im Babybett verzichten! Im Gegensatz zu der früher gängigen Meinung, Felle würden für eine optimale Temperierung sorgen, hat man inzwischen nachgewiesen, dass es auch aufgrund von Fellen zu Überwärmung im Kinderbett kommen kann. Auch Wärmflasche oder Heizkissen gehören nicht ins Babybett.

  • Die ideale Raumtemperatur beim Schlafen liegt bei 18 Grad Celsius.
  • Stellen Sie das Babybett nicht in die Sonne oder neben die Heizung.
  • Ziehen Sie Ihrem Kind im Bett (und überhaupt zuhause) keine Mützchen oder sonstigen Kopfbedeckungen auf, denn Babys leiten überschüssige Wärme über den Kopf ab.
  • Als Bekleidung im Bett genügen Windel und Schlafanzug (auch wenn das Baby krank ist!).

Fühlen Sie zwischen den Schulterblättern, um festzustellen, ob Ihrem Baby warm und nicht zu kalt ist. Wenn das Baby schwitzt, ziehen Sie ihm etwas aus – auch wenn es schläft.

In einer rauchfreien Umgebung

Vermeiden Sie während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Kindes das Rauchen. Achten Sie auf eine rauchfreie Umgebung. Dies gilt natürlich ganz besonders für den Raum, in dem Ihr Baby schläft, denn Rauchen ist ein bedeutsamer Risikofaktor.

Stillen Sie möglichst lange

Stillen ist Nahrung für Körper und Seele und stärkt die Lebenskraft Ihres Kindes. Versuchen Sie nach Möglichkeit, Ihr Kind die ersten sechs Monate voll zu stillen, und stillen Sie möglichst lang im ersten Lebensjahr. Die intensive Nähe tut Ihrem Baby gut, und es erhält die bestmögliche Ernährung sowie wertvolle Abwehrstoffe.

Fachleute haben zudem nachgewiesen, dass gestillte Kinder nachts leichter und häufiger aufwachen, so dass die Gefahr eines Atemstillstandes im Zusammenhang mit einer schwereren Erweckbarkeit bei ihnen seltener vorkommt als bei nicht gestillten Babys.

Bieten Sie Ihrem Kind zum Einschlafen einen Schnuller an, ohne es dazu zu zwingen. Und es macht nichts, wenn es den Schnuller im Schlaf verliert. Ein Schnuller beeinträchtigt nicht das Stillen, wenn sich das Stillen vorher schon eingespielt hat (meist ab der 2. bis 3 Lebenswoche) und kann zu einer besseren Atmung des Säuglings, was das Risiko des Plötzlichen Säuglingsstodes senkt.

Bei diesen Warnzeichen ist ein Arztbesuch unbedingt erforderlich

Nehmen Sie auf jeden Fall alle Früherkennungsuntersuchungen und empfohlenen Impftermine wahr. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin über alles, was Ihnen an Ihrem Kind auffällt oder Sorgen macht. Auch wenn Sie spezielle Fragen zum Plötzlichen Säuglingstod haben, sind sie die richtigen Ansprechpartner und - partnerinnen.

Wenn Ihr Kind jünger als 3 Monate ist und Fieber hat oder älter als 3 Monate ist und länger als drei Tage Fieber oder Schnupfen hat, sollten Sie ebenfalls die Arztpraxis aufsuchen, denn es ist wichtig, dass die Atemwege frei bleiben.

Darüber hinaus ist ein Arztbesuch dringend notwendig,
wenn Sie bei Ihrem Baby folgende Verhaltensweisen und Reaktionen beobachten:

  • Wenn Ihr Baby um den Mund oder im gesamten Gesicht blau wird, im Schlaf ungewöhnlich stark schwitzt oder auffallend blass ist (starkes Schwitzen bedeutet: die Kleidung ist bei Raumtemperatur so stark durchnässt, dass sie gewechselt werden muss),
  • wenn Sie bei Ihrem Kind im Schlaf Atempausen von über 15 Sekunden beobachten oder kürzere Atempausen, die mit starker Blässe oder blauen Lippen einhergehen,
  • wenn sich bei Ihrem Baby auffallende Flecken auf der Haut zeigen,
  • wenn sich Ihr Kind schwer wecken lässt,
  • wenn das Baby häufig erbricht, sich verschluckt oder Probleme beim Trinken hat,
  • wenn Ihr Baby ohne erkennbare Ursachen Fieber hat oder die Nahrung verweigert,
  • wenn Ihr Baby auffallend schrill schreit und sich nicht beruhigen lässt.

Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem bei Kindern mit starkem Untergewicht bei der Geburt. Sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt darüber.

Auch in den ersten Stunden nach der Geburt kann es zum plötzlichen Säuglingstod kommen. Die Gefahr besteht insbesondere, wenn die von der Geburt erschöpfte Mutter mit dem Neugeborenen Bauch an Bauch kuschelt. Sollten Sie als gerade entbundene Mutter in den ersten 24 Stunden nicht im Krankenhaus überwacht werden, sondern nach einer Hausgeburt oder ambulanten Geburt zu Hause sein, achten Sie darauf, dass die Atemwege Ihres Kindes immer frei sind. Achten Sie auf eine rosige Hautfarbe, und legen Sie Ihr Kind in Rückenlage ins eigene Bettchen, wenn Sie selber sehr müde sind oder schlafen wollen.

Was Eltern wissen wollen