Die magische Phase

2-5 Jahre cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise. 03.04.2022

Im Verlauf des dritten Lebensjahres beginnt bei Kindern die sogenannte „magische Phase“. Für Eltern ist sie nicht immer leicht zu durchschauen.

Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr beeinflusst die sogenannte magische Phase das kindliche Denken und Handeln. In Teilbereichen kann sich diese Phase bis zum sechsten Lebensjahr und darüber hinaus hinziehen.

Was ist die „Magische Logik“?

Während der magischen Phase ist in der kindlichen Vorstellung alles möglich. Alles, was das Kind sich wünscht und denkt – Schönes wie auch „Schreckliches“ –, könnte tatsächlich eintreten. Was es selbst denkt und tut, sieht es als wichtige Ursache für Vieles, was passiert. Gleichzeitig ahnt oder befürchtet das Kind, dass andere Kinder und Erwachsene, aber auch Hexen, Feen und Monster auf die gleiche Weise etwas geschehen lassen könnten. 

Fachleute sprechen von einer in sich stimmigen „magischen Logik“: Dinge und Geschehnisse werden von dem Kind weitgehend magisch (wie gezaubert) erlebt, und durch „magische Theorien“ versucht es, sie zu deuten und zu erklären. Viele alterstypische Ängste und Befürchtungen, aber auch freudige Überraschungen und Erwartungen haben hier ihren Ursprung:

  • Wolken regnen, weil sie traurig sind.
  • Der Ball liegt unter der Kommode, weil er schlafen will.
  • Mami ist krank, weil ich böse war.

Hexen, Monster und Geister, aber auch Weihnachtsmann, Christkind und Osterhasen gibt es in der kindlichen Vorstellung wirklich. Und wenn das Kind in der Badewanne sitzt, könnte der Sog des abfließenden Wasser es in seiner „magischen Vorstellung“ wirklich mit durch den Abfluss reißen.

Dies sind nur einige Beispiele, die für die magischen Vorstellungen und Erklärungen des Kindes typisch sind.

Elterliche Sorgen sind meist unnötig

Nicht selten machen sich Eltern Sorgen, wenn ihr Kind zum Beispiel Geschichten erzählt und dabei das tatsächlich Erlebte auch gleich durch seine „magischen Vorstellungen“ zu erklären versucht. Sie meinen dann – oder fürchten sogar –, ihr Kind habe zu viel Fantasie, lebe nicht in der Realität, nehme es mit der Wahrheit nicht so genau oder sei sogar schon auf dem Weg, sich zu einer Lügnerin oder zu einem Lügner zu entwickeln. Dazu besteht in der Regel kein Anlass. Wenn Eltern aber den Eindruck haben, dass die „magischen Vorstellungen“ ihr Kind zu sehr belasten oder ängstigen, sollten Sie z. B. bei ihrem Kinderarzt oder ihrer Kinderärztin dazu ärztlichen Rat suchen.

Nehmen Sie Ihr Kind ernst

Für Sie als Eltern ist das „magische Denken“ Ihres Kindes sicher nicht immer leicht zu durchschauen. Doch auch, wenn Ihnen manche Geschichte Ihres Kindes besonders fantasievoll erscheint – als „Lügengeschichten“ sollten Sie die Erzählungen Ihres Kindes keinesfalls abtun. Das Gleiche gilt auch für die alterstypischen Ängste der magischen Phase, die nun wieder manche Nachtruhe stören können.

Bei den meisten Kindern gewinnt etwa ab dem fünften Lebensjahr das „realistische“ Denken allmählich die Oberhand.