Die ersten Gefühle beim Baby

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Von Geburt an kann ein Kind schon Interesse, Vergnügen, Überraschung und Ekel ausdrücken. Gefühle nach unserem Verständnis entwickeln sich jedoch erst nach und nach.

Mutter küsst Baby
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Wohlgefühl und Unbehagen

Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Furcht, Angst, Erleichterung, Wut und Ärger kennt ein Neugeborenes noch nicht. Sie werden erst allmählich und in engem Zusammenhang mit der sozialen und geistigen Entwicklung eines Kindes erfahren und gelernt.

Seine unterschiedlichen Regungen empfindet und erlebt das Baby vermutlich zunächst vor allem im Sinne von Wohlgefühl oder Unbehagen, Lust oder Unlust. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass ein Neugeborenes in den ersten Lebenstagen auch schon differenzierte Gefühle wie Ekel, Überraschung und Neugier erleben und über seine Mimik auch ausdrücken kann.
Als Eltern erkennen Sie wahrscheinlich meist intuitiv die „Gefühlsbotschaften“ Ihres Kindes und beantworten sie entsprechend. In diesem Miteinander verfeinert und differenziert sich zusehends das gefühlsmäßige Erleben wie auch die emotionale Ausdrucksfähigkeit Ihres Kindes:

  • Als Neugeborenes drückt es beispielsweise durch sein Schreien zunächst nur allgemein Unbehagen aus.
  • Mit etwa zwei Monaten kann es in der Regel sein Schreien bereits je nach Anlass - beispielsweise Hunger, Müdigkeit oder Wunsch nach Zuwendung – variieren.
  • Gegen Endes seines ersten Lebensjahres erlebt Ihr Kind erste starke Gefühle wie Trennungsangst. Es kann jetzt auch schon erkennen, worauf Sie ängstlich, ärgerlich oder mit Freude reagieren.

Empfindsam für leiseste innere Regungen

In den ersten Lebenswochen – und auch noch danach – lassen sich Säuglinge in ihren Empfindungen noch leicht anstecken. Sie werden feststellen, dass sich Ihr Baby Ihren leisesten inneren Regungen anpassen kann und zum Beispiel auf Stress und Nervosität oft selbst unruhig reagiert.

Erste Freude

Ab dem Alter von etwa sechs Wochen erlebt und zeigt ein Kind bereits deutlich Freude:

  • Es schaut lieber in ein fröhliches Gesicht, auch wenn es den Gesichtsausdruck noch nicht versteht.
  • Wenn Sie sich Ihrem Kind beim Wickeln oder Spielen zuwenden und mit ihm sprechen, „antwortet“ es Ihnen: Es zeigt ein zufriedenes Gesicht, lächelt Sie vielleicht schon an, ahmt Ihre Mund- und Zungenbewegungen nach, strampelt aufgeregt mit den Beinen und „rudert“ mit den Armen.

Ärger und Traurigkeit

Ab etwa drei bis vier Monaten kann Ihr Kind vermutlich Empfindungen wie Ärger und Traurigkeit ausdrücken, indem es beispielsweise seine Augenbrauen zusammenzieht, wenn es Ärger empfindet.

Im Alter von vier bis sechs Monaten lässt sich Ihr Kind von einem fröhlichen oder ärgerlichen Gesicht „anstecken“ und reagiert darauf in gleicher Weise.

Die ersten starken Gefühle

Etwa im Alter zwischen sechs und acht Monaten entwickelt ein Kind spezifische Gefühle, wie wir sie kennen:

  • Es empfindet erstmals Furcht und beginnt, sich bei fremden Personen zunehmend unbehaglicher zu fühlen. Bei den meisten Kindern setzt nun das sogenannte „Fremdeln“ ein, das allerdings von Kind zu Kind ganz unterschiedlich ausgeprägt ist.
  • Möglicherweise wacht Ihr Kind nun nachts auch wieder häufiger auf oder will einfach nicht einschlafen, obwohl es zuvor vielleicht schon gut geklappt hat. Grund hierfür kann die Angst vor der Trennung von Ihnen sein, die zu den ersten starken Gefühlen eines Kindes gehört.

Mit beidem – mit Fremdeln wie auch mit Trennungsangst – hat die Natur vorgesorgt, dass ein Kind so lange die elterliche Nähe sucht, wie es sie für seine Entwicklung braucht. Seine geistigen und emotionalen Fähigkeiten sind inzwischen so weit entwickelt, dass es die Trennung von Mutter oder Vater stärker als zuvor erlebt. Gleichzeitig beginnt es mit etwa sieben, acht Monaten seine ersten selbstständigen Fortbewegungsversuche.

  • Wenn sich Ihr Kind von Ihnen entfernt, Neues ausprobiert und entdeckt, braucht es die Rückversicherung durch Sie und die Gewissheit, jederzeit Schutz und Geborgenheit bei Ihnen finden zu können.
  • Ab etwa neun Monaten erkennt Ihr Kind, worauf Sie freudig, ängstlich-warnend oder ärgerlich reagieren. Wenn es nicht weiter weiß, zum Beispiel bei einem plötzlichen lauten Geräusch, orientiert es sich daran, wie Sie oder eine andere Bezugsperson reagieren: Reagieren Sie ängstlich, wird es dasselbe tun, schauen Sie fröhlich, wird es ebenfalls fröhlich schauen.

Mit Gefühlen zurechtkommen lernen

Wenn sich die ersten starken Gefühle einstellen, ist ein Kind noch nicht in der Lage, aus sich heraus damit fertig zu werden. Es kann sich noch nicht selbst beruhigen, trösten oder ablenken.

Mit zunehmendem Alter wird Ihr Kind jedoch allmählich immer mehr versuchen, auch selbst mit seinen Gefühlen zurechtzukommen. Lassen Sie es dann zum Beispiel nach dem Zubettlegen auch ruhig einmal etwas „nörgeln“, und bleiben Sie nur in seiner Nähe. So kann es nach und nach lernen, wie es sich in unbehaglichen Momenten auch selbst zur Ruhe bringen, ermuntern oder ablenken kann.

Dies wird Ihrem Kind eher und leichter gelingen, wenn es in seinen ersten Lebensmonaten in „unbehaglichen“ Situationen immer wieder Ihre Nähe und Ihren Zuspruch erfahren hat und sich hierdurch sicher und geborgen fühlt.
(Stand: 20.3.2019)

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