Das Hörvermögen des Säuglings

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Bereits vor der Geburt hat ein Kind einiges gehört: den Rhythmus des mütterlichen Herzschlags, den Klang und die Melodie der mütterlichen Stimme.

Ohr eines Babys
© Corbis Images

Lange Zeit waren Fachleute der Meinung, dass Neugeborene noch nicht hören. Begründet wurde diese Ansicht unter anderem mit einer Unreife des Gehörs und mit Flüssigkeit im Mittelohr. Heute weiß man jedoch, dass ein gesundes Neugeborenes mit einem organisch vollständig ausgebildeten und funktionsbereiten Gehör auf die Welt kommt, Geräusche wahrnimmt und auch schon darauf reagiert.

Nach der Geburt reift das Gehör weiter aus

In den ersten Lebensmonaten und -jahren muss das Hörvermögen noch ausreifen und sich weiter ausbilden. Die hierzu notwendigen Reize erhält das Baby durch die vielfältigen Geräusche, die es in seiner Umgebung wahrnehmen und verarbeiten kann.

Stimmen sind zunächst das liebste Geräusch

In seinen ersten Monaten hört Ihr Baby am liebsten Ihre Stimme und die anderer vertrauter Personen. Es hat Freude daran, wenn Sie mit ihm sprechen, ihm etwas erzählen oder ihm Lieder vorsingen. Damit unterstützen Sie die Entwicklung seines Hörvermögens und wecken gleichzeitig auch seine Freude am Sprechen.

  • Bereits das Neugeborene kann die Laute aller menschlichen Sprachen aus dem Fluss der Geräusche „herausfiltern“ und zieht sie jedem Geräusch vor.
  • Schon bald nach seiner Geburt kann es die Stimme seiner Mutter von anderen unterscheiden.
  • Mit zunehmender „Hörerfahrung“ verfeinert sich das Gehör zusehends: Schon in den ersten Lebensmonaten erkennt das Baby Unterschiede zwischen einzelnen sprachlichen Lauten.
  • Ab etwa drei Monaten erprobt es bereits quietschend, brummend, lachend auf spielerische Weise seine eigene Stimme und „antwortet“ auf seine Art im Rede- und Antwortspiel.

Doch auch andere Geräusche, zum Beispiel die Töne aus der Spieluhr, der Klang eines Windspiels oder eine harmonische Musik, können Ihrem Baby gefallen, und manche Klänge mag es wahrscheinlich lieber als andere.

Das Hören prüfen und auf die Probe stellen

Für alle Neugeborenen wird das sogenannte Neugeborenen-Hörscreening angeboten. Hierdurch können angeborene bleibende Hörstörungen frühzeitig erkannt und in den meisten Fällen so behandelt werden, dass sich das Kind weitgehend normal entwickeln kann. Eine Hörstörung kann aber auch erst im Laufe der Entwicklung eines Kindes auftreten, zum Beispiel durch eine Infektion. Deshalb ist es auch nach einem unauffälligen Testergebnis wichtig, darauf zu achten, ob Ihr Kind gut hört. Sie selbst können dies zunächst nur daran erkennen, wie es sich bei bestimmten Geräuschen verhält und darauf reagiert. In der Übersicht „So zeigt sich, wie gut Ihr Kind hört“ finden Sie einige Hinweise, woran Sie die Hörfähigkeit Ihres Babys „ablesen“ können. Wann immer Sie den Verdacht haben, Ihr Baby höre schlecht, sollten Sie dies kinderärztlich abklären lassen. Auch wenn in Ihrer Familie bereits sehr früh Hörstörungen aufgetreten sind, sollten Sie dies Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin vorsorglich mitteilen.

Wenn das Kind kaum oder gar nichts hört

In sehr seltenen Fällen ist das Gehör des Neugeborenen so stark geschädigt, dass das Kind kaum oder gar nichts hören kann. Zwar bildet auch ein gehörloses Kind in den ersten Lebensmonaten Laute und plappert. Aber im Gegensatz zum hörenden Kind wird die Lautbildung nach und nach weniger, weil es keine Antwort hört. Gegen Ende des ersten Lebensjahres verstummt es schließlich. Für Eltern ist eine solche Diagnose sehr schmerzvoll und mit vielen Fragen und schwierigen Anforderungen verbunden. Doch auch wenn eine natürliche Entwicklung der Lautsprache nicht möglich ist – auch ein gehörloses Baby kann und möchte sich verständigen und austauschen. Es braucht hierzu besondere Aufmerksamkeit und Förderung. Neben der medizinisch-fachlichen Beratung bieten insbesondere Selbsthilfegruppen und Elternvereinigungen alltagsnahe Hilfe und Information für betroffene Eltern.
(Stand: 18.6.2020)

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