Mein Freund Wickie … Kinder und ihre Medienhelden

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Pippi, Harry, SpongeBob & Co. – Kinder lieben ihre Medienheldinnen und -helden aus Film, Fernsehen und Computerspielen. Was Medienhelden für Kinder bedeuten können.

Junge in Superheldenkostüm
© Corbis Images

Wozu Heldinnen und Helden gut sein können

Kinder können sich für Figuren aus ihren Lieblingssendungen begeistern – ganz gleich, ob sie in unseren Augen fragwürdig oder „vorbildlich“ sind. Bei ihren Heldinnen und Helden suchen Kinder nach Modellen, in denen sie sich wiedererkennen oder die es ihnen ermöglichen, über sich selbst „hinauszuwachsen“ und andere Rollen auszuprobieren. Häufig bauen Kinder ihre Helden auch in Rollenspielen ein, wenn sie Situationen aus dem Alltagsleben oder Szenen aus Büchern oder Filmen nachspielen oder ergänzen.

So können Medienheldinnen und -helden Kindern helfen, sich mit belastenden Situationen ihres eigenen Lebens – in denen sie sich vielleicht klein und unterlegen fühlen und nach Sicherheit und Geborgenheit verlangen – aktiv auseinanderzusetzen.

Die Heldinnen und Helden aus Film und Fernsehen sind für Kinder oft ein Anlass, ein Bild von sich selbst zu entwerfen („So stark möchte ich auch sein“, „So möchte ich auch aussehen!“, „Das möchte ich auch können!“) oder innere und äußere Konflikte zu „bearbeiten“ („So gut/böse möchte ich auch einmal sein!“). Die Begeisterung für bestimmte Figuren hat bei Kindern aber auch noch eine weitere wichtige Funktion, nämlich sich einer Gruppe Gleichaltriger zugehörig zu fühlen (einer „Fan-Gemeinde“) und sich von den Erwachsenen abzugrenzen.

Medienhelden ändern sich

Kinder wählen „Fernsehlieblinge“, die eng mit ihren Bedürfnissen und Interessen verbunden sind. Entsprechend ändern sich diese auch mit dem Alter. Bei jüngeren Kindern reichen einfache Gegensätze wie „gut-böse“ noch aus, um sie in ihre Welt einordnen zu können. Ältere Kinder hingegen sind von allzu einfachen Schwarz-Weiß-Darstellungen und Klischees gelangweilt. Es ist ihnen zwar wichtig, dass die Guten siegen und die Schlechten bestraft werden, aber die Figuren in den Filmen müssen keineswegs makellos sein. Ältere Kinder suchen nach vielschichtigeren Mustern, weil auch von ihnen vielseitigere Verhaltensweisen erwartet werden.

Beobachten Sie, welche TV-Lieblinge Ihr Kind gerade hat und was es an ihnen besonders mag. So erfahren Sie möglicherweise viel über Ihr Kind: über seine Wünsche und seine Sicht auf die Welt, vielleicht auch seine Alltagserfahrungen und Probleme.

Die Heldinnen und Helden der Kinder akzeptieren

Jede Generation hat ihre eigenen Heldinnen und Helden. Welche Medienlieblinge hatten Sie denn früher? Waren es „Pippi Langstrumpf“, „ALF, „Wickie“ oder „Lukas der Lokomotivführer“? Machen Sie sich klar, dass Sie als Eltern oft andere Vorlieben und Interessen hatten und haben als Ihre Kinder. Respektieren Sie den unterschiedlichen Geschmack und sprechen Sie über die verschiedenen Meinungen und Erfahrungen. In einer Familie müssen keineswegs immer alle der gleichen Meinung sein – ein lebhafter Meinungsaustausch wirkt durchaus förderlich.

Bei all dem gilt: Reden Sie nicht abfällig über die Heldinnen und Helden Ihrer Kinder. Wenn Ihnen etwas überhaupt nicht gefällt, sagen Sie nicht „Was ist das denn für ein Mist!“, sondern eher „Also mir gefällt diese Figur nicht!“ Auch wir Erwachsenen haben es nicht gern, wenn jemand unsere TV-Favoriten herunterputzt.

Sprechen Sie über Rollenklischees

Häufig bevorzugen Jungen actionreiche Formate mit starken, mutigen Helden, an denen sie gedanklich auch ihre Kräfte messen können. Sie mögen Sendungen, in denen sich Spannung und Tempo mit Witz und coolen Sprüchen abwechseln. Viele Mädchen wollen ebenfalls Spannung und Witz, aber sie mögen eher beziehungsbetonte Sendeinhalte, die im Zusammenhang von Familie und Freundeskreis spielen.

Die unterschiedlichen Vorlieben von Mädchen und Jungen für bestimmte Heldinnen und Helden sowie für bestimmte Programme werden stark von Eltern, Freundinnen und Freunden sowie von gesellschaftlichen Vorstellungen geprägt, was man gemeinhin für eher „weiblich“ und für eher „männlich“ hält. Auch die Medien selbst beeinflussen die Vorlieben von Mädchen und Jungen, zum Beispiel, indem in Sendungen oder in der Werbung, auf Hörspielkassetten oder DVDs einfache Rollenklischees verwendet werden: der mutige Junge, das fröhliche und hilfsbereite Mädchen.

Das ist schade, denn eine zu starre Festlegung schränkt Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung ein. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über diese Klischees und zeigen Sie ihm, dass auch Mädchen stark und mutig sind und dass auch Jungen Angst zeigen oder Freundschaft wichtig finden dürfen. Ermuntern Sie es darin, Vorlieben und Interessen zu äußern, die nicht „typisch Mädchen“ oder „typisch Junge“ sind.

Wenn mit Medienfiguren Werbung gemacht wird

Manchmal werden Medienfiguren, die bei Kindern besonders gut anzukommen, gleichsam zu „Markenzeichen“, die sich für eine „Rundumvermarktung“ eignen. Innerhalb kürzester Zeit ist dann von T-Shirts und Kostümen über Poster, Kalender, Kuscheltiere und Sammelfiguren bis hin zu Uhren, Schmuck oder sogar Bettwäsche alles zu haben, was die kindlichen Fans „begehren“. Besonders beliebt sind bei Kindern auch Sammelkarten ihrer liebsten Figuren, die zu regem Tauschbetrieb auf den Schulhöfen führen.

Versuchen Sie, mit Ihrem Kind (respektvoll) über seine Medienheldinnen und -helden zu reden. Lernen Sie im Gespräch seine Kaufwünsche kennen und handeln Sie mit ihm begründete Kaufentscheidungen aus. Gerade bei Sammelkarten ist es meist sinnvoll, schon früh Regeln einzuführen, um den Konsum der Karten zu begrenzen (zum Beispiel einmal in der Woche/im Monat dürfen für einen bestimmten Betrag Karten gekauft werden; oder: Nur die Hälfte des Taschengeldes darf maximal für Karten ausgegeben werden usw.). (Stand: 18.10.2020)

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