Allein spielen – zusammen spielen

0-6 Jahre cc by-nc-nd Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany. Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise.

Kinder mögen es, wenn mit ihnen gespielt wird. Doch auch schon sehr kleine Kinder wollen und können sich immer wieder für gewisse Zeitspannen allein beschäftigen.

Mutter und zwei Kinder auf einer Wiese
© Heide Benser/Corbis/Getty Images

Zusammen spielen – gemeinsam erleben

Der Kontakt und Austausch, den Kinder im gemeinsamen Spiel mit anderen erleben, ist ganz besonders wichtig für ihre Entwicklung. Denn mit anderen zu spielen, schafft Nähe und Vertrauen – die Grundlagen für unsere Beziehungen zu anderen.

Solange Kinder noch sehr klein sind, finden sie ihre Spielgefährten in der unmittelbaren Umgebung, vor allem in der Familie. Die Eltern reden, lachen, scherzen mit dem Kind und es antwortet auf seine Weise. In dieser frühen Form von „Spiel“ lernen sich Eltern und Kind immer besser kennen und ihre Bindung wird gestärkt. Später sind Eltern dann zunehmend als Mitspieler gefragt, die sich von den Ideen und der Spiellust ihres Kindes anstecken lassen und seinen „Spielregeln“ folgen.

Egal, wie alt Ihr Kind ist: Nehmen Sie sich immer wieder die Zeit, mit Ihrem Kind zu spielen und sich ganz auf das Spiel Ihres Kindes einzulassen. Davon profitieren beide, Eltern und Kinder. Denn das gemeinsame Spielen ist eine große Chance, etwas zusammen zu erleben, sich auszutauschen sowie Aufregung und Freude zu teilen. Und „ganz nebenbei“ können Sie als Eltern beim Spielen sehr gut beobachten, welche Entwicklungsschritte Ihr Kind in seinen körperlichen Fähigkeiten, aber auch in seinem Denken, seinen Gefühlen und in seiner sozialen Entwicklung macht.

Mitspieler statt Animateure

Manche Eltern spielen gern, anderen liegt das weniger und viele haben einfach wenig Zeit. Außerdem ist jeder anders und hat seine eigene Art, auf das Spielbedürfnis seines Kindes einzugehen.

Ganz gleich, welch ein „Spieltyp“ Sie sind: Sie müssen und sollten nicht ständig Programme oder fertige Spielideen für Ihr Kind bereithalten, denn ein Kind steckt voller eigener Ideen. Beobachten Sie einfach Ihr Kind und lassen Sie sich auf seine Ideen ein. Überlassen Sie ihm die Regie und seien Sie in erster Linie ein guter Mitspieler oder eine gute Mitspielerin. Und: Weniger ist oft mehr! Ihrem Kind ist es lieber, Sie spielen kurz, aber mit ungeteilter Aufmerksamkeit mit ihm, als wenn Sie nur halbherzig bei der Sache sind.

Übrigens: Wer ein guter Mitspieler sein will, muss sich auch ab und zu eine Auszeit nehmen. Verschaffen Sie sich kinderfreie Zeiten, in denen Sie – allein oder gemeinsam als Paar – etwas Schönes unternehmen. Muten Sie Ihrem Kind zu, dass es Sie einmal eine halbe Stunde in Ruhe lässt, zum Ausruhen oder Zeitunglesen. Erfahrungsgemäß haben Kinder dafür schnell Verständnis und fühlen sich wohl, wenn sich auch die Eltern wohlfühlen – mit ihrer Situation zufrieden sind, sich nicht ständig überlastet fühlen, sich aber nicht mit Schuldgefühlen plagen.

Väter sind gefragt

Väter spielen anders als Mütter. Darin sind sich Familienforscher einig, auch wenn die Gründe dafür umstritten sind. Väter spielen meist „wilder“, „dynamischer“ und „körperlicher“ mit ihren Kindern.

Während es Müttern in der Regel vor allem darum geht, dass Ihr Kind im Spiel Bestätigung erlebt und Erfolgserlebnisse hat, fordern die „väterlichen Spiele“ meist den ganzen Einsatz des Kindes und stellen oft eine größere Herausforderung für das Kind dar – und das bringt Körper und Geist so richtig auf Trab! Fazit der Familienforschung: Dass Väter anders spielen als Mütter, ist für die Kinder ein Gewinn, denn es erweitert ihre Erfahrungs- und Lernchancen.

Sicher sind in manchen Familien die Spielinteressen auch ganz anders verteilt oder sie wecheln – mit dem einen Elternteil wird getobt, und das Andere liest am liebsten vor. Denn was für ein „Spieltyp“ Eltern sind, entscheidet sich natürlich nicht nur nach dem Geschlecht. Sicher ist aber, dass es für Ihr Kind ein großer Gewinn ist, wenn die Menschen, die ihm am nächsten stehen, auf unterschiedliche Weise mit ihm spielen.

Spielgefährten gesucht: mit anderen Kindern spielen

Auch wenn Eltern noch so toll mit ihren Kindern spielen – auf Dauer sind sie kein Ersatz für kindliche Spielgefährten und -gefährtinnen. Kinder brauchen den Kontakt zu anderen Kindern. Das gilt für Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen: Im Spiel mit Gleichaltrigen entwickeln sie wesentliche Fähigkeiten im Umgang mit anderen, aber auch mit sich selbst: Sie lernen, sich selbst besser einzuschätzen, und erleben, wie sich ihr Verhalten auf andere auswirkt. Sie lernen, sich in andere hineinzuversetzen, Kompromisse zu schließen, sich durchzusetzen und auch mal nachzugeben. Sie erleben Freundschaft und Gemeinschaft.

Schon mit etwa sechs bis zwölf Monaten zeigen die meisten Kinder Interesse an Gleichaltrigen und anderen Kindern. Freilich kann in diesem Alter von einem gemeinsamen Spielen noch nicht die Rede sein, aber dennoch werden in der Begegnung mit anderen Kindern bereits wichtige soziale Erfahrungen gemacht. Auch mit ein oder zwei Jahren spielen Kinder meist noch nebeneinander her, beobachten sich aber gegenseitig aufmerksam und versuchen, Interessantes nachzuahmen.

Mit diesen frühen Erfahrungen mit Gleichaltrigen werden wichtige Grundlagen dafür gelegt, dass Kinder schließlich immer mehr miteinander als allein oder mit Erwachsenen spielen und dabei wichtige Erfahrungen fürs Leben machen. Übrigens sind auch altersgemischte Kontakte für Kinder sehr förderlich: Auch wenn es schon einmal etwas rau zu gehen kann – die Jüngeren lernen von den Älteren, und die Älteren sind stolz darauf, dass sie den Jüngeren etwas beibringen können. Sie festigen dabei ihr Können und zeigen auch Verantwortung für die Jüngeren.

„Spiel ohne Grenzen“

Gemeinsames Spielen überwindet Grenzen – zwischen Nationalitäten, zwischen Sprachen, zwischen Kindern mit und ohne Behinderung. Wenn Kinder zusammen spielen, gehen sie meist sehr ungezwungen und „unverstellt“ miteinander um. Das andere Kind spricht eine andere Sprache? Egal – wozu hat man Hände und Füße? Das andere Kind sitzt im Rollstuhl? Na und – der lässt sich doch prima herumschieben und der Rollstuhl auch noch für den Transport von allerlei Dingen nutzen!

Kinder fragen sich im gemeinsamen Spiel nicht, was „normal“ ist und was nicht. Sie gehen eher selbstverständlich und neugierig miteinander um und machen die Erfahrung, dass jeder Mensch verschieden ist und andere Bedürfnisse hat, aber trotzdem liebenswert ist und ein toller Spielpartner oder eine Spielpartnerin sein kann.

Alleine spielen: Wichtige Erfahrungen für Ihr Kind

Auch wenn das Spielen mit anderen für Kinder wichtig ist, wollen und sollen sie sich auch immer wieder einmal allein beschäftigen. Denn beim Alleinspielen macht Ihr Kind wichtige Erfahrungen. Sein Selbstwertgefühl, seine Konzentrationsfähigkeit und seine Selbstständigkeit werden gefördert.

Wie ausgiebig und lange ein Kind schon allein spielen kann, ist von Kind zu Kind unterschiedlich und natürlich auch eine Frage des Alters. Im ersten Lebensjahr sind das eher kurze Zeitspannen von fünf bis zehn Minuten, in denen sich Babys mit ihrem Körper, ihrer Stimme oder einem Gegenstand beschäftigen. Zwischen einem und drei Jahren spielen Kinder auch schon mal bis zu dreißig Minuten allein. Ältere Kinder, insbesondere ab dem Alter von drei, spielen oft schon sehr ausgiebig und lange allein oder sie malen und basteln. Sie ziehen sich auch gern einmal ins Kinderzimmer zurück, um sich dort in Ruhe mit etwas zu beschäftigen.

Alleinspielen unterstützen

Auch gleichaltrige Kinder sind in puncto selbstständiges Spielen sehr unterschiedlich. Während sich das eine Kind schon über längere Zeiträume und sehr konzentriert mit einer Sache beschäftigen kann, braucht das andere vielleicht sehr viel stärker ein Gegenüber, um ins Spiel zu kommen und bei der Sache zu bleiben. Sie als Eltern können Ihr Kind durch Ihr Verhalten aber dabei unterstützen, das Alleinspielen zu lernen:

  • Unterbrechen Sie Ihr Kind möglichst nicht, wenn es in ein Spiel vertieft ist. Es braucht jetzt keine neuen Anregungen oder Spielideen von Ihnen.
  • Eilen Sie nicht sofort herbei, wenn einmal etwas nicht sofort klappt. Warten Sie erst mal einen Moment ab und geben Sie Ihrem Kind die Zeit, das Problem allein zu lösen.
  • Schaffen Sie eine reizvolle Spielumgebung, die nicht überladen ist, aber genügend Anregungen für neue Spielideen bietet. Manche Spielsachen können Sie auch für die Zeiten reservieren, in denen Ihr Kind allein spielen soll – dann bleiben sie spannender.
  • Geben Sie zunächst nur kleine neue Anregungen, wenn sich für Ihr Kind ein Spiel erschöpft hat. Oft geht das Spiel dann schon weiter.
  • Führen Sie Ihr Kind schrittweise an das Alleinspielen heran, etwa indem Sie zunächst neben (nicht mit) ihm spielen und sich dann entfernen, wenn es sich in ein Spiel vertieft hat. Gerade kleine Kinder benötigen oft die Sicherheit, dass Sie in der Nähe sind, um sich auf ein Spiel einzulassen. Oft genügt es aber, wenn es Sie sehen oder hören kann.
  • Loben Sie Ihr Kind, wenn es sich selbstständig und konzentriert mit einem Spiel oder einer Bastelarbeit beschäftigt hat. (Stand: 10.07.2023)

Der Text dieser Seite ist, soweit es nicht anders vermerkt ist, urheberrechtlich geschützt und lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung Lizenz 3.0 Germany . Bitte beachten Sie unsere Verwendungshinweise.

Was Eltern wissen wollen