Ernährungsexperten raten von Zusätzen in Anfangsnahrungen für Säuglinge ab
In zunehmendem Maße bietet der Handel pro- oder präbiotisch angereicherte Säuglingsanfangsnahrungen an. Der mögliche gesundheitliche Nutzen für das Baby ist jedoch nicht belegt und für Säuglinge mit ernsten gesundheitlichen Problemen könnten sie sogar nachteilig sein.
Zum "Tag der gesunden Ernährung" am 7. März hat die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) auf ihre aktuellen "Empfehlungen zu Prä- und Probiotika in Säuglingsanfangsnahrungen" hingewiesen. Kritisiert wird die zunehmende Praxis in Europa, Babynahrungen generell mit solchen Zusätzen anzureichern, ohne den möglichen gesundheitlichen Nutzen für Säuglinge belegen zu können. Die Stellungnahme zu diesem Thema wurde von der DGKJ-Kommission gemeinsam mit der schweizerischen und der österreichischen Fachgesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin erarbeitet.
Mit Blick auf Risikogruppen raten die Ernährungsexperten unmissverständlich von der Verwendung probiotisch angereicherter Säuglingsanfangsnahrungen ab: Gesundheitlich geschwächte Babys, etwa herzkranke Säuglinge oder solche mit geschwächtem Immunsystem, sollten keine probiotisch angereicherte Anfangsnahrung bekommen. "Die von der Kommission geprüften Studien zum Einsatz von Pro- und Präbiotika konnten einen gesundheitlichen Vorteil für Säuglinge bis zum 5. Lebensmonat nicht zweifelsfrei belegen. Ab dem 2. Lebenshalbjahr können Eltern ihren (gesunden) Kindern derart angereicherte Nahrungen zwar ohne Bedenken geben, aber auch hier vermissen die Kinder- und Jugendärzte der DGKJ ausführlichere Studien zum Nachweis eines Nutzens.", so die DGKJ in ihrer Pressemitteilung vom 6. März 2009.
Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die den "Nährboden" für bestimmte Mikroorganismen im Dickdarm bilden sollen. Möglicherweise ist ihr Einsatz für Kinder mit familiär bedingtem hohem Allergierisiko hilfreich. Die DGKJ weist jedoch darauf hin, dass hierzu erst noch wesentlich umfangreichere Studien durchgeführt werden müssen.
Probiotika sind lebende, Milchsäure bildende Mikroorganismen. Auch für den Einsatz von Probiotika reicht den Experten zufolge die Datenlage nicht aus, um eine Empfehlung aussprechen zu können. Dabei geht es ihnen nicht nur um den überzeugenden Nachweis eines Nutzens, sondern auch um die Verträglichkeit und die längerfristige Wirkung im späteren Alter.
In den ersten Lebensmonaten ist Muttermilch zweifellos die beste Nahrung für ein Baby. Für Babys, die nicht gestillt werden, sind "Pre-" und "1-Nahrung" geeignet, die über das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Bei besonderem Allergierisiko sollte das Baby, wenn es nicht gestillt wird, nach Beratung durch den Kinderarzt/die Kinderärztin "HA-Nahrung" erhalten.
Quelle
Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) vom 6. März 2009 "Pro- und Präbiotika für Säuglinge: Ernährungsexperten raten zum Verzicht auf Zusätze"