Das kindliche Hörvermögen – eine empfindliche Sache

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Durch die Höreindrücke, die das Kind in seiner Umgebung wahrnimmt, verfeinert sich vor allem in den ersten Lebensjahren sein Hörvermögen und reift weiter aus.

Junge spricht hinter vorgehaltener Hand mit Mädchen
© Corbis Images

Die Hörfähigkeit muss erst noch ausreifen

Das Gehör bildet sich bereits während der Schwangerschaft organisch ganz aus und ist bei einem gesunden Neugeborenen voll funktionsfähig. Allerdings unterscheidet sich das Hörvermögen zunächst noch sehr von dem der Erwachsenen.

Angeregt durch die „Hörreize“ aus der Umwelt bildet sich die Hörfähigkeit des Kindes vor allem in den ersten drei Lebensjahren entscheidend aus: In dieser sogenannten „sensiblen Phase“ lernt das Gehirn besonders intensiv, die Hörinformationen zu verfeinern, zu verschärfen und sinnvoll zu deuten.

Im weiteren Verlauf der Entwicklung verfeinert sich die Hörfähigkeit weiter, wenn auch deutlich langsamer. Erst mit etwa fünf, sechs Jahren ist sie voll ausgebildet.

Aber auch dann hören Kinder noch „anders“ als zum Beispiel Jugendliche oder Erwachsene:

  • Kinder haben vor allem Schwierigkeiten, Geräusche zu unterscheiden, und können oft nur schwer ausmachen, woher ein Geräusch kommt.
  • Vor allem jüngere Kinder können Schallquellen nur ungenau lokalisieren, Schall von der Seite oder von hinten wird überhört oder falsch gedeutet.
  • Erst im Alter von etwa sieben, acht Jahren ist ein Kind in der Lage, auch Höreindrücke zu nutzen, um zum Beispiel Gefahren zu erkennen.

Gutes Hören ist für die gesamte Entwicklung wichtig

Ein intaktes Gehör und gutes Hören ist für die gesamte kindliche Entwicklung von großer Bedeutung. Wird eine angeborene Schwerhörigkeit zum Beispiel nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sich das Hörvermögen nicht weiter ausbilden, weil die dazu notwendigen Höreindrücke fehlen.

Vor allem die Sprachentwicklung hängt maßgeblich davon ab, wie gut ein Kind hört: Ein Kind, das nicht gut hört, kann auch nicht gut sprechen lernen. Doch auch in anderen Bereichen können sich schwerwiegende Probleme zeigen, wenn eine Schwerhörigkeit unerkannt und unbehandelt bleibt: Oft tun sich die Kinder schwer, Kontakt zu finden, oder sie werden in der Gruppe nicht anerkannt. Auch Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hängen häufig mit unerkannten Hörstörungen zusammen.

Das Hören „im Auge behalten“

Neben angeborenen Hörstörungen können auch Krankheiten, insbesondere Mittelohrentzündungen, das Gehör vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. 

  • Bei Ohrenschmerzen sollten Sie mit Ihrem Kind immer den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen.
  • Vor allem im Säuglings- und frühen Kleinkindalter sollten Sie die Hörfähigkeit Ihres Kindes immer wieder einmal testen.
  • Wenn das Kind schon älter ist, sollten Sie bei bestimmten Verhaltensweisen immer auch in Betracht ziehen, dass es vielleicht nicht gut hört. Neben Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung können beispielsweise auch aggressives Verhalten oder Kontaktschwierigkeiten mit anderen Kindern ihre Ursache in Hörproblemen haben.
  • Wann immer Sie Zweifel haben, ob Ihr Kind gut hört, sollten Sie dies kinderärztlich und gegebenenfalls fachärztlich abklären lassen.

Lautes Spielzeug kann das Gehör dauerhaft schädigen

Neben angeborenen oder krankheitsbedingten Hörstörungen können auch äußere Faktoren das Gehör nachhaltig beeinträchtigen. Spielzeugpistolen, Spielzeugtrompeten, Trillerpfeifen oder sogar Knackfrösche entwickeln zum Beispiel so extreme Lautstärken, dass das kindliche Gehör vorübergehend oder dauerhaft geschädigt werden kann. Fachleute fordern deshalb bereits seit Längerem, den Dauerschallpegel bei Lärm gebendem Spielzeug für Kinder unter 14 Jahren auf 80 Dezibel (dB) zu begrenzen.

  • Versuchen Sie, nach Möglichkeit auf „lautes“ Spielzeug im Kinderzimmer zu verzichten.
  • Wenn Ihr Kind schon älter ist, sollten Sie es auf die möglichen Gefahren beim Umgang mit solchem Spielzeug aufmerksam machen.
Infografik
Lärm und seine Wirkung auf die Gesundheit

Lärm wirkt sich nicht nur auf das Hören aus. Insbesondere Umweltlärm, zum Beispiel Verkehrslärm an einer stark befahrenen Straße, kann den gesamten Organismus belasten.

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Hörschäden durch Freizeitlärm

Mit zunehmendem Alter des Kindes gefährdet immer häufiger Freizeitlärm das Hören. So werden heute bei schätzungsweise 20 bis 25 Prozent aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereits Hörschädigungen festgestellt.

  • Achten Sie bei lauten Veranstaltungen (Sportevents, Partys, Feuerwerk und dergleichen) und Gelegenheiten (Bohrmaschinen, Sägen etc.) auf einen angemessenen Hörschutz für Ihr Kind.
  • Insbesondere Musikplayer mit und ohne Kopfhörer tragen zur Entstehung einer Schwerhörigkeit bei, wenn sie immer wieder mit ständig hoher Lautstärke abgespielt werden.
  • Dasselbe gilt auch, wenn das Gehör durch zu laute Musik in Diskotheken oder auf Konzerten häufig überlastet wird.

Bei einer vorübergehenden Schädigung kann sich das Gehör durch entsprechende Ruhepausen meist zunächst wieder erholen. Doch bei fortgesetzter und häufiger Überlastung kann es zu chronischem Ohrenpfeifen oder sogar zu einer bleibenden Schwerhörigkeit kommen.
(Stand: 5.2.2024)

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