Unfallschwerpunkte im 2. und 3. Lebensjahr

1-3 Jahre

Im zweiten Lebensjahr gelten Kinder als besonders unfallgefährdet, denn mit dem freien Gehen dehnt sich der kindliche Bewegungs- und Erfahrungsraum schlagartig aus.

Kleinkind steht auf Wickeltisch
© Getty Images

Die kindliche Freude, Neues zu entdecken und zu lernen, ist im Kleinkindalter nahezu grenzenlos. Mit jedem Tag lernt Ihr Kind Neues hinzu. Und mit unermüdlichem Eifer versucht es nun, sein neues Wissen oder Können an allem Möglichen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auszuprobieren und zu festigen. Die gesamte Wohnung und zunehmend auch das „Draußen“ werden nun neugierig erkundet und erforscht.

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Im Verlauf des zweiten Lebensjahres lernt Ihr Kind immer sicherer zu gehen und seinen Körper zu beherrschen. Es lernt allein zu essen und zu trinken und möchte das, was es kann auch anwenden. Dabei entwickelt es zunehmend einen eigenen Willen: Mit seinem „Nein“ oder „Allein machen“ kann es seinen Drang nach Unabhängigkeit schon deutlich sagen.

Gegen Ende seines zweiten Lebensjahres erkennt sich Ihr Kind erstmals im Spiegel und macht die überwältigende Entdeckung: „Das bin ich!“ Damit wird ihm immer stärker bewusst, dass es etwas selber machen kann, und dies möchte es auch ausprobieren. Wenn es etwas anderes als Sie will, oder wenn etwas nicht klappt, wie es soll, wird es jetzt manchen lautstarken Protest, manche Tränen der Verzweiflung und Enttäuschung geben.

Mit etwa zwei Jahren beginnen die „magischen“ Jahre, in denen Kinder eine unglaubliche Vorstellungskraft entwickeln. In der kindlichen Vorstellung ist nun alles möglich, und was es sich vorstellt, ist für Ihr Kind Wirklichkeit. Dass andere Menschen die Welt anders sehen, als es sie selbst sieht, kann sich Ihr Kind noch nicht vorstellen. Es kann zwar inzwischen kausale Zusammenhänge erfassen, sie aber noch nicht im Sinne von Ursache und Wirkung deuten. Auch Zeitspannen, in denen etwas passiert, kann es noch nicht „bedenken“.

In erster Linie lernt Ihr Kind immer noch durch Erfahrung und praktisches Tun, aber es wird immer unabhängiger davon, etwas direkt zu beobachten und konkret auszuprobieren. Allerdings können Denken und Tun auch noch verwechselt werden, und nach dem Motto „gedacht, getan“ glaubt es dann, auch schon getan zu haben, was es gedacht hat.

Wichtige Entwicklungsschritte des Kleinkindes

Alter Entwicklung
9–20 Monate  
  • Das Kind lernt das freie Gehen.
 
12–18 Monate  
  • Das Kind entwickelt eine räumliche Vorstellung und interessiert sich zunehmend dafür, wie Dinge funktionieren und gehandhabt werden.
 
18–24 Monate  
  • Das Kind entwickelt allmählich die Fähigkeit, sich das Ergebnis einer Handlung vorzustellen, ohne es zwingend auch ausprobieren zu müssen.
  • Das Kind entdeckt sich erstmals im Spiegel und weiß nun: Das bin ich!
 
2–3 Jahre  
  • Das Kind lernt zu rennen und Treppen zu steigen.
  • Das Denken ist ichbezogen und vor allem „magisch“.
  • Einfache kausale Zusammenhänge können erfasst, aber noch nicht im Sinne von Ursache und Wirkung interpretiert werden.
  • Das kindliche Lernen wird zunehmend unabhängiger vom direkten Beobachten oder konkreten Ausprobieren.
 
2,5–3 Jahre  
  • Dreirad, Laufrad, Roller fahren.
 

 

Unfallschwerpunkte im Kleinkindalter

Bis zum Schulalter verunglücken Kinder vor allem zu Hause, in ihrer nächsten Umgebung. Die höchste Unfallgefährdung besteht erfahrungsgemäß im zweiten Lebensjahr: Das Kind dehnt seinen Bewegungsraum nun schlagartig aus. Was bis jetzt vielleicht noch in sicherer Entfernung und unerreichbar war, weckt nun das kindliche Interesse oder wird zum Üben und Ausprobieren neu erworbener Fähigkeiten genutzt.

Dementsprechend sind die besonderen Unfallrisiken im zweiten und dritten Lebensjahr:

  • Verbrühungen und Verbrennungen am Tisch und in der Küche.
  • Vergiftungen und Verätzungen durch Reinigungsmittel und Lampenöle.
  • Verletzungen durch umkippende Möbel wie Regale, Fernseher, Kommoden und auch Stühle, die zu Kletterübungen oder zum Festhalten genutzt werden.
  • Bei den Sturzunfällen gewinnen Stürze aus dem Fenster oder vom Balkon, vor allem aber auch Treppenstürze an Bedeutung – zu Beginn des zweiten Lebensjahres häufig auch im Zusammenhang mit sogenannten Lauflernhilfen.

Aber auch Feuer, Haustiere oder unbeaufsichtigtes Spielen mit Schnüren, Kordeln oder Plastiktüten werden zu neuen Gefahrenquellen. Mit der zunehmenden Erkundung des Außenraums nehmen Spielplatzunfälle zu, vor allem aber steigt das Risiko für Ertrinkungsunfälle im Garten.

Was Eltern wissen wollen