Farb- und Hilfsstoffe in der Kleidung

0-6 Jahre 21.11.2020

Unsere Haut ist fast 24 Stunden mit Kleidung und Textilien aller Art in Kontakt. Darauf sollten Sie aus gesundheitlicher Sicht achten.

Kleidung an einer Kindergarderobe
© Corbis Images

Welche Fasern werden benutzt?

Als Fasermaterialien kommen für Bekleidung Wolle, Seide, Baumwolle, Leinen und Kunstfasern in Frage. Sie sind nicht giftig. Allergische Reaktionen sind eher selten. Wollpullover können kratzen, die Reizung der Haut ist jedoch keine echte Allergie.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen:

  • Gesundheitliche Störungen können durch allergische Reaktionen auf Farbreste und durch die Aufnahme von Rückständen in der Kleidung entstehen. Allerdings lässt intakte Haut nur fettlösliche Substanzen passieren. Die meisten verwendeten Mittel sind fettunlöslich.
  • Als Rückstände kommen Schädlingsbekämpfungsmittel (Insektizide), Mittel zum Bleichen, Aufhellen und Färben in Frage.
  • Hinzu kommen Ausrüstungsstoffe, die ein Textil bügelfrei, knitterarm, wasserdicht, schwer entflammbar, griffiger, weicher, fester oder auch antibakteriell werden lassen.
  • Verschlüsse oder Knöpfe, zum Beispiel aus Nickel, können allergische Reaktionen hervorrufen.

Wie ist der Anbau?

Im Baumwollanbau ist der Einsatz von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und enormen Wassermengen notwendig. Ein großer Anteil des Weltverbrauchs von Dünger und Pflanzenschutzmitteln geht in die Baumwollproduktion.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen:

  • Bis aus einer Faser jedoch ein T-Shirt geworden ist, hat es viele Verarbeitungsschritte durchlaufen. Fachleute gehen daher davon aus, dass im fertigen Kleidungsstück keine für den Menschen bedenkliche Mengen Pflanzenschutzmittel oder Dünger mehr vorhanden sind.
  • Gleiches gilt für Kleidungsstücke aus Wolle, Seide, Leinen und Kunstfasern. Die bei der Faserproduktion verwendeten Chemikalien sind aufgrund der vielen nachfolgenden Verarbeitungsschritte für den Träger meist nicht mehr bedeutsam.

Was ist bei Bioprodukten anders?

Hersteller von Bio-Baumwolle arbeiten ohne synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel (Fungizide, Herbizide oder Insektizide). Der kontrolliert biologische Anbau strebt danach, biologisch diverse landwirtschaftliche Systeme aufzubauen, die Bodenfruchtbarkeit aufrecht zu halten und eine gesunde Umwelt zu fördern.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen:

  • Aus umweltpolitischer Sicht ist die Verwendung von Bioprodukten konventioneller Kleidung vorzuziehen.
  • Auf die Gesundheit des Trägers oder der Trägerin hat die Entscheidung für oder gegen Bio-Baumwolle keinen direkten Einfluss.

Auch beim Transport kann Chemie verwendet werden

Viele Textilhersteller lassen ihre Produkte im Ausland herstellen. Auf dem Transport nach Deutschland müssen vor allem Naturfasern wie Baumwolle, Leinen und Seide vor Schimmel und Insekten geschützt sein. Dazu werden sie in Holzkisten verpackt, die mit Holzschutzmitteln behandelt sind. Teilweise sind die Textilien selbst mit Mitteln gegen Motten imprägniert.

  • Wenn Kleidung stark riecht, kann das auf Reste von Insektenschutzmitteln hinweisen.

Was ist mit gefärbten Stoffen?

Je nach Fasertyp – Baumwolle, Wolle, Seide, Kunstfaser – kommen unterschiedliche Färbetechniken und Farbmittel zum Einsatz.

Besonders haltbar sind die Farben, die durch chemische Reaktionen die Faser färben. Andere Farben haften an der Faser oder lagern sich in Faserhohlräume ein. Diese können sich leichter abtrennen. Einige der Farben sind fettlöslich und können in die Haut übergehen.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen:

  • Von einigen Farbstoffen aus der Gruppe der sogenannten Azofarben ist bekannt, dass sie Krebs erregen können. In Deutschland werden diese Farben nicht mehr verwendet, in importierten Kleidungsstücken (und das sind die allermeisten) können diese Stoffe noch enthalten sein.
  • Einige Farbstoffe, besonders schwarz- und blaufärbende, können Allergien auslösen. In Deutschland sind viele von ihnen verboten, in anderen Ländern der Europäischen Union sind sie aber erlaubt. Daher gelangen sie über den Import trotzdem in heimische Kleiderschränke.
  • Speziell Farben aus eng anliegender Kleidung können Allergien verursachen. Kinder mit empfindlicher Haut sollten daher keine dunkle Unterwäsche oder dunkle Strumpfhosen tragen.

Es gibt rund 3000 Farbstoffe, die sich untereinander mischen lassen. Für Betroffene ist es daher beinahe unmöglich herauszubekommen, welcher Farbstoff eine Allergie ausgelöst hat.

Was bedeutet Nachbehandlung?

In der Nachbehandlung werden Textilien weicher oder fester, knitterarm und bügelfrei oder schwer entflammbar gemacht.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen:

  • Die meisten in der Nachbehandlung eingesetzten Substanzen gelten als gesundheitlich unproblematisch.
  • Als „bügelfrei“, „knitterarm“ oder „pflegeleicht“ beworbene Kleidungsstücke können manchmal Formaldehyd abgeben. Formaldehyd steht im Verdacht, bei chronischer Belastung in hohen Dosen krebserregend zu wirken, und es kann Allergien auslösen. Wer auf sicher gehen will, sollte daher diese Produkte meiden.
  • Antibakteriell wirkende Kleidungsstücke sind mit Bioziden oder Nanosilber ausgerüstet. Unliebsame Folgen können allergische Reaktionen und die Beeinträchtigung der hauteigenen Bakterienflora sein. Aus gesundheitlicher Sicht ist es besser, auf antibakterielle Kleidung zu verzichten.

Textilsiegel können eine Orientierung sein

Verbindliche Öko-Standards für Textilien gibt es nicht. Stattdessen existieren viele verschiedene Siegel, die nach den unterschiedlichsten Kriterien vergeben werden.
Die bekanntesten Siegel sind von Öko-Tex:

  • Das Siegel „Standard 100 by Öko-Tex“ betrachtet, grob gesagt, nur das Endprodukt.
  • „STeP by Öko Tex“ begutachtet auch die Betriebsstätten der Textilindustrie und bewertet die Herstellung der Textilien nach ökologischen, nachhaltigen Kriterien.
  • Das Siegel „Made in Green by Öko Tex“ bewertet zusätzlich zu den ökologischen Kriterien auch die Arbeitsbedingungen.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Siegel, die teilweise noch wesentlich strengere Kontrollen durchführen. Eine Übersicht gibt die Seite „Siegelklarheit“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. (siehe Linktipps).

So beugen Sie einer Belastung durch Bekleidung und Textilien vor

  • Mit dem Kauf ungefärbter Kleidung schützen Sie sich am besten.
  • Meiden Sie stark riechende Kleidung.
  • Waschen Sie neue Kleidung vor dem ersten Tragen, am besten mehrmals. Das spült mögliche Reste an Chemikalien aus.
  • Kleidung aus Secondhand-Läden ist oft weniger belastet, da sie meist schon oft gewaschen wurde.
  • Eltern allergischer Kinder sollten besser keine Kleidung mit den Hinweisen „separat waschen“ oder „Kleidung blutet aus“ kaufen.
  • Kaufen Sie für Ihre allergischen Kinder keine schwarzen Jeans, schwarze Unterwäsche oder Strumpfhosen.
  • Abfärbende Kleidung besser nicht direkt auf der Haut tragen.
  • Meiden Sie Kleidung mit den Hinweisen „antibakteriell“, „geruchsfrei“, „geruchsarm“ und Ähnlichem.