Fütterstörungen: Wenn das Baby oder Kleinkind kaum noch Nahrung annimmt

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Bei Babys und Kleinkindern kann es zu Problemen beim Füttern kommen. Meist sind es vorübergehende Anpassungsprobleme. Manchmal halten sie sich aber auch hartnäckig.

Vater füttert Baby im Hochstuhl
© Getty Images

Im Säuglingsalter, aber auch noch bei Kleinkindern, kann es bei 25 bis 40 Prozent aller Kinder vorübergehend zu Problemen beim Essen und Füttern kommen – Ihr Kind verweigert zum Beispiel die Nahrung, das Stillen dauert auf einmal über die Maßen lange, oder das Füttern nimmt besonders viel Zeit in Anspruch.

Meist handelt es sich dabei um so genannte Anpassungsschwierigkeiten, die während der Übergangsphasen zu neuen Nahrungs- und Darreichungsformen auftreten können:

  • vom Stillen zum Saugen an der Flasche,
  • bei der Einführung von fester Kost (Beikost) oder neuer Geschmacksrichtungen,
  • beim Übergang zur Familienkost,
  • bei Beginn des selbstständigen Essens.

Mit etwas Geduld legen sich diese Probleme jedoch schnell wieder, sobald sich Ihr Kind an die neue Nahrung oder zum Beispiel an das Essen vom Löffel gewöhnt hat. Geben Sie sich und Ihrem Kind die Zeit, sich umzustellen.

Hartnäckige Probleme beim Füttern

Manchmal können sich Schwierigkeiten beim Füttern aber auch hartnäckig halten und zu einer ernsthaften Störung werden, die das Kind und die gesamte Familie belasten:

  • Das Kind braucht regelmäßig sehr viel Zeit beim Füttern,
  • verweigert hartnäckig die Nahrung,
  • ist extrem wählerisch in der Auswahl der Lebensmittel,
  • hat eine ausgeprägte Unlust am Essen,
  • isst nur bei extremer Ablenkung,
  • hat kaum Appetit bzw. lässt nie Hunger erkennen oder
  • würgt Essen ständig hoch, ohne dass hierfür organische Ursachen vorliegen.

Schwere Fütterstörungen betreffen 5 bis 10 Prozent der Kinder. In manchen Fällen (3–4 % aller Kinder) kommt es auch zu sogenannten Gedeihstörungen: Das Kind verliert an Gewicht oder nimmt nur unzureichend zu. Häufig kommt es auch zu Verzögerungen im Wachstum.

Solche Fütterprobleme können auch organische Ursachen haben, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen oder eine Störung der Appetitregulation. Lassen Sie dies von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären.

Fütterstörungen beginnen oft im frühen Säuglingsalter

Fütterstörungen beginnen meist im ersten Lebenshalbjahr. Häufig können die betroffenen Säuglinge ihren Hunger nicht signalisieren, sind rasch ermüdet, lassen sich leicht ablenken oder haben Schwierigkeiten beim Saugen oder Schlucken. Kinder mit solchen Fütterstörungen haben häufig Schlafprobleme.

Leicht kann daraus ein Teufelskreis entstehen: Die Eltern empfinden die Probleme möglicherweise als eigenes Versagen. Sie fühlen sich vielleicht abgelehnt und geraten unter Druck. Sie entwickeln immer mehr Angst und Abwehr beim Füttern oder versuchen mit Druck und Ablenkung, das Kind zum Essen zu bewegen. Das Kind reagiert darauf dann wiederum mit Abwehr.

Im zweiten Lebenshalbjahr können sich die Probleme fortsetzen, indem diese Kinder zum Beispiel häufig feste oder jegliche Nahrung verweigern oder nur unter Ablenkung essen. Im Kleinkindalter sind diese Kinder dann häufig nur beim Herumlaufen oder beim Spielen zum Essen zu bewegen.

Ein zu frühes oder rasches Einführen von Beikost, ein zu großes Nahrungsangebot oder ein mangelndes Eingehen auf den Wunsch des Kindes, selbstständig zu essen, können bei der Entwicklung von Fütterstörungen ebenfalls eine Rolle spielen.

Beratung und Informationen

Probleme beim Füttern und Essen werden leicht zum bestimmenden Thema in der Familie und lassen oft kaum noch Zeit und Energie für gemeinsame Spiele und Aktivitäten. Häufig kommt es auch zu gegenseitigen Vorwürfen der Eltern, und der gesamte Familienalltag leidet unter der Situation. Spätestens dann ist es wichtig, dass sich die Eltern um Hilfe bemühen.

Wann ärztliche Hilfe erforderlich ist

Wenden Sie sich unbedingt an Ihren Kinderarzt / Ihre Kinderärztin, wenn Sie folgende Beobachtungen bei Ihrem Baby machen:

  • Nach den ersten drei Lebensmonaten dauert die einzelne Fütterung oder Mahlzeit in der Regel länger als 45 Minuten.
  • Zwischen den einzelnen Mahlzeiten liegen regelmäßig weniger als zwei Stunden.
  • Sie empfinden die Füttersituation länger als einen Monat als sehr belastend und problematisch.
  • Ihr Kind käut regelmäßig die Speisen wieder oder erbricht.
  • Ihr Kind nimmt über einen Zeitraum von einem Monat kaum oder gar nicht an Gewicht zu oder nimmt ab.

Bei der Einschätzung des Gewichts hilft Ihnen Ihr Kinderarzt oder Kinderärztin.

Fachlichen Rat in der kinderärztlichen Praxis beziehungsweise in einer Familien- oder Erziehungsberatungsstelle sollten Sie auch einholen, wenn Ihr Kind bereits ein Kleinkind ist und folgende Verhaltensweisen zeigt:

  • Ihr Kind nimmt nur wenig an Gewicht zu oder verliert über längere Zeit Gewicht.
  • Das Kind zeigt ein extrem wählerisches oder provokantes Essverhalten.
  • Es würgt das Essen ständig hoch, spuckt aus, kaut es wieder und übergibt sich.
  • Es lehnt altersgerechtes Essen ab, indem es zum Beispiel im zweiten Lebensjahr nur püriertes Essen möchte und feste Nahrung verweigert.
  • Das Kind zeigt ausgeprägte Unlust am Essen beziehungsweise es signalisiert nie, dass es Hunger hat.
  • Das Kind isst nur bei extremer Ablenkung, beim Spielen oder beim Herumlaufen.

Wenn das Füttern Schwierigkeiten bereitet und Ihr Baby gleichzeitig über die Maßen schreit oder regelmäßig Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen hat, sollten Sie ebenfalls Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin aufsuchen. (Stand: 21.3.2019)

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