Vater, Mutter, Eltern sein

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Die Geburt des ersten Kindes bringt eine Menge Veränderungen und neue Anforderungen mit sich. Eltern müssen sich in ihre neuen Rollen erst noch einfinden.

Kind und Eltern spielen mit Seifenblasen
© Thinkstock

Als werdende Eltern haben Sie sich vermutlich das Leben als Familie immer wieder ausgemalt und Pläne für den Alltag mit einem Kind gemacht – wer sich zum Beispiel in erster Linie zu Hause um das Kind kümmert und wer weiter dem Beruf nachgeht. Und dann ist auf einmal alles Wirklichkeit, und es ist verständlich, wenn sich in das Gefühl von Freude und Glück, auch Unsicherheit und Sorge mischen, alles richtig zu machen.

Eltern müssen nicht perfekt sein

Nach der Geburt kommt eine Menge Neues auf Sie zu. Ihr Baby wird anfangs ein „Tag und Nacht Job“ sein, bei dem Sie als Eltern manches Mal an Ihre Grenzen stoßen und sicher auch Fehler machen. Vor allem am Anfang ist es nicht immer ganz einfach, das Baby zu verstehen und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Doch nicht nur das ist ein Lernprozess. Auch Sie selbst müssen sich in der Elternrolle erst zurechtfinden.

Da ist es beruhigend zu wissen, dass Kinder keine perfekten Eltern wollen und brauchen, sondern Eltern, die sie zuverlässig umsorgen und auf die sie sich verlassen können. Wie auch immer Sie die Veränderungen und neuen Anforderungen bewältigen – wenn es Ihnen als Eltern gut geht, geht es im Allgemeinen auch dem Kind gut.

Am Anfang ist Hilfe angesagt

Vor allem die ersten Wochen mit dem Baby sind eine besondere Herausforderung an Nerven und Energie. Vieles muss sich im Alltag erst noch einspielen. Vielleicht zehrt auch so manche schlaflose Nacht schon bald an den Kräften. Als Erstes ist im neuen Alltag natürlich der Partner bzw. die Partnerin gefragt – um das Baby zu baden, zu wickeln, zu pflegen, es zu beruhigen und zu trösten, mit ihm zu spielen und es zum Schlafen in sein Bett zu legen. Oft nehmen sich Partner bzw. Partnerin heute Urlaub für die erste Zeit nach der Geburt, und immer mehr planen eine – wenn auch meist kurze – Elternzeit ein.

In den ersten zwölf Wochen nach der Geburt und darüber hinaus können gesetzlich Versicherte außerdem im Rahmen der Wochenbettbetreuung die Hilfe der Hebamme beansprucht werden. Sie berät beispielsweise bei Fragen zum Stillen oder in der Babypflege und hilft Ihnen, sich mit dem Baby einzurichten.

Eltern müssen auch an sich selbst denken

Als Mutter oder Vater brauchen Sie auch Zeit für sich selbst und füreinander als Paar. Dies gilt umso mehr, wenn das Kind chronisch krank ist oder eine Behinderung hat und oft besonders viel Zeit und Aufmerksamkeit benötigt.

  • Sprechen Sie als Eltern über Ihre neue Rolle und die gegenseitigen Erwartungen, zum Beispiel wie „ordentlich“ der Haushalt sein muss, und versuchen Sie, die Arbeiten aufzuteilen.
  • Setzen Sie sich nicht unter Druck: Im Haushalt kann auch schon mal etwas zurückstehen.
  • Wechseln Sie sich, wenn möglich, in der Betreuung Ihres Kindes ab.
  • Fragen Sie Verwandte oder gute Freunde und Freundinnen, ob Sie das Kind einmal für ein paar Stunden betreuen.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus. Wenn das Kind eine Behinderung hat, ist der Austausch mit anderen Eltern in ähnlicher Situation besonders wichtig und hilfreich.
  • Nutzen Sie als Eltern eines Kindes mit Behinderung stunden- oder tageweise die Betreuungs- und Pflegehilfen der Familienentlastenden oder Familienunterstützenden Dienste.

Väter sind gefragt

Auch heute ist die Rollenverteilung meist noch so, dass der Vater berufstätig bleibt, während sich die Mutter in der ersten Zeit zu Hause um das Baby kümmert. Doch immer mehr Väter möchten ihr Kind aufwachsen sehen, an seiner Entwicklung stärker teilhaben und eine innige Beziehung zu ihrem Kind entwickeln und pflegen. Umgekehrt ist der Vater auch für das Kind eine wichtige Bezugsperson. Es genießt die Aufmerksamkeit und Zuwendung des Vaters ebenso wie die der Mutter. Und bereits in den ersten Tagen spürt das Baby die andere Art des Vaters, mit ihm zu sprechen, es auf den Arm zu nehmen, es zu wickeln und mit ihm zu spielen und reagiert darauf. Die jeweils eigene Art von Vater und Mutter, macht die Erfahrungen des Kindes vielfältiger und gibt ihm wichtige Entwicklungsanstöße.

Beim Spielen sind Väter oft für besondere Spielabenteuer zu haben – sie denken sich zum Beispiel öfter Bewegungsspiele aus, die die körperliche Geschicklichkeit und die Belastbarkeit fördern, während Mütter häufiger Spielzeug benutzen und im Spiel die sprachlichen Fähigkeiten ihres Kindes unterstützen. Doch gerade die unterschiedliche Art, wie Väter und Mütter spielen, macht das Spielen mit beiden so interessant und wichtig für das Kind.

Wenn Alltag und Umgang mit dem Kind zur Dauerbelastung werden

Manchen Eltern gelingt es kaum, vertraut mit ihrem Kind zu werden und eine Beziehung zu entwickeln. Sie tun sich schwer, auf ihr Kind einzugehen, und haben Schwierigkeiten, sich mit ihm auszutauschen und abzustimmen – sie verstehen die Signale und Regungen des Kindes nicht oder können sie nicht intuitiv richtig beantworten.

Ursachen hierfür können Stress, depressive Verstimmungen, aber auch Sorgen und familiäre Probleme oder negative Erfahrungen in der eigenen Kindheit sein. Manche Säuglinge können auch von ihrem Temperament her schwierig sein. Sie sind vielleicht besonders unruhig, schreien viel und verunsichern dadurch die Eltern. Dies kann den feinfühligen Umgang mit ihnen erschweren. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich der neue Alltag mit Kind einfach nicht einspielen will oder der Umgang mit dem Kind zunehmend als Stress und Belastung empfunden wird, suchen Sie sich rechtzeitig Hilfe:

  • In allen Gemeinden gibt es inzwischen sogenannte Frühe Hilfen, die Eltern in besonders belastenden Situationen unterstützen und begleiten. Dazu gehören beispielsweise Familienhebammen, die Eltern bei der Pflege, Entwicklung und Förderung ihres Kindes im ersten Lebensjahr unterstützen können. Informationen hierzu bieten in der Regel die örtlichen Jugend- bzw. Gesundheitsämter.
  • Fragen Sie Ihre Hebamme, Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin nach Beratungsangeboten für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern in Ihrer Nähe.
  • Manchmal ist es bereits hilfreich und entlastend, sich mit anderen Eltern auszutauschen oder Freunde und Verwandte um gelegentliche Hilfe und Unterstützung zu bitten – zum Beispiel bei der Kinderbetreuung.

Wenn Vater oder Mutter allein für das Kind sorgen

Wenn Sie als Mutter oder Vater allein für ein Kind sorgen müssen, bringt das besondere Belastungen mit sich. Sie müssen sozusagen Mutter und Vater in einer Person sein und sind im Alltag mit Ihrem Kind auf sich allein gestellt. Gerade in den ersten Lebenswochen eines Kindes, die meist besonders an den Kräften zehren, können Alleinerziehende leicht an ihre Grenzen geraten. Häufig kommen auch noch finanzielle Probleme hinzu, die Frage der Kinderbetreuung bei Berufstätigkeit und noch vieles mehr.

Die Situation alleinerziehender Elternteile ist mit sehr unterschiedlichen Lebensumständen, Fragen und Problemen verbunden. Falls Sie alleinerziehend sind und merken, dass Ihnen die Situation über den Kopf wächst, suchen Sie rechtzeitig Hilfe. Vielleicht sind auch Eltern, Geschwister oder gute Freunde und Freundinnen bereit, Sie im Alltag und bei der Betreuung Ihres Kindes zu unterstützen.

Hilfreiche Informationen bietet der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. . Rat und Unterstützung finden Sie auch in Ihrer Gemeinde, zum Beispiel in Familienzentren und Familienberatungsstellen, oder beim Sozialdienst, den es in vielen Geburts- und Kinderkliniken gibt. In Unterhaltsfragen hilft das örtliche Jugendamt. (Stand: 28.10.2021)

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